Die längstdienenden Monarchinnen und Monarchen der Weltgeschichte

Der Tod von Königin Elizabeth II. am 8. September 2022 gab, wie schon ihre vorherigen Regierungsjubiläen, Anlass zu verschiedenen Superlativen über ihre rekordverdächtig lange Regentschaft von mehr als 70 Jahren.

Globalhistorisch über alle Zeiten und Kontinente hinweg betrachtet gehört sie damit tatsächlich zu jenen Monarchinnen und Monarchen, die den Thron am längsten innehatten. Untenstehende Grafik gibt einen Überblick über Königinnen und Könige, Kaiserinnen und Kaiser, die zumindest 60 Jahre auf dem Thron saßen.

Nicht alle übten allerdings während dieser Jahrzehnte auch tatsächlich die Regierungsgeschäfte aus – manchen wurden schon als kleine Kinder gekrönt und übernahmen erst später tatsächlich die Macht im Staat, andere trugen zwar die Krone, hatten aber nur wenig Einfluss auf die Politik. Ebenso standen einige Kleinstaaten wie Monaco oder Liechtenstein vor, während andere große Weltreiche beherrschten. Ein Vergleich nach Jahren auf dem Thron gibt somit nur ungenügend Einblick in die tatsächliche Macht dieser Personen.

Für folgende Herrscher ist eine ebenso lange oder sogar längere Regentschaft im Vergleich zu Elizabeth II. dokumentiert:

Sobhuza II. (Swasiland, 1899-1982): Er wurde am 22. Juli 1899 als Sohn von König Ngwane V. geboren und schon vier Monate nach seiner Geburt nach dem Tod seines Vaters zum Herrscher von Swasiland (heute Eswatini) im südlichen Afrika ausgerufen. Deshalb führte Sobhuzas Großmutter Labotsibeni Mdluli die Regentschaft; erst am 22. Dezember 1921 übernahm er die Regierungsgeschäfte. Nach der Unabhängigkeit des Landes von Großbritannien 1968 entmachte Sobhuza II. das Parlament und regierte bis zu seinem Tod am 21. August 1982 als absoluter Herrscher.

Karl Friedrich (Baden, 1738-1811): Er folgte 1738 im Alter von 10 Jahren seinem Großvater Karl III. als Markgraf von Baden-Durlach (im Südwesten des heutigen Deutschland am Rhein) nach, stand allerdings bis 1746 unter der Vormundschaft seiner Großmutter Magdalena Wilhelmine von Württemberg. 1771 erbte er die Besitzungen der Nebenlinie von Baden-Baden; 1803 wurde infolge der Napoleonischen Kriege das Gebiet von Baden weiter vergrößert, und Karl Friedrich herrschte nun bis zu seinem Tod 1811 als Großherzog

Ludwig XIV. (Frankreich, 1643-1715): Geboren am 5. September 1638, wurde er nach dem Tod seines Vaters Ludwig XIII. schon im Alter von fünf Jahren zum König von Frankreich ausgerufen. Er stand zunächst unter der Vormundschaft seiner Mutter Anna von Österreich (einer spanischen Habsburgerin), entscheidenden Einfluss übte auch der Leitende Minister Jules Mazarin aus. Erst nach dessen Tod 1661 übernahm Ludwig XIV. tatsächlich die Regierung und ging durch seine absolutistische Machtentfaltung (Bau von Schloss Versailles) und seine vielen Eroberungskriege als „Sonnenkönig“ in die Geschichte ein.

Johann II. (Liechtenstein, 1858-1929): Geboren am 5. Oktober 1840, übernahm er im Alter von 18 Jahren nach dem Tod seines Vaters Alois II. im Jahr 1858 die Herrschaft in Liechtenstein, das seit 1806 bzw. 1815 als souveräner Staat gilt. Er sorgte zwar für eine Modernisierung und erste Industrialisierung des kleine Landes, wurde aber auch wegen seiner fast ständigen Abwesenheit insbesondere im benachbarten Kaisertum Österreich, wo die Liechtenstein über umfangreichere Besitzungen verfügten, kritisiert. Erst nach dem Untergang der Donaumonarchie im Ersten Weltkrieg gewann das Fürstentum an Bedeutung als Kern der verbliebenen Macht des Hauses.

Bhumibol Adulyadej (Thailand, 1946-2016): Geboren am 5. Dezember 1927, folgte er am 9. Juni 1946 seinem Bruder Ananda Mahidol auf den Thron Thailands, übernahm allerdings erst ab 1951 nach mehreren Auslandsaufenthalten tatsächlich die Regierung. In der sehr turbulenten Geschichte Thailands, die von mehreren Militärputschs und inneren Konflikten gekennzeichnet war, stellte er im Laufe der Zeit das wichtigste Symbol staatlicher Stabilität dar, auch aufgrund seiner religiösen Rolle. Seinem Tod am 13. Oktober 2016 folgte eine einjährige Staatstrauer.

Schapur II. (Persien, 309-379): Schapur II. aus der persischen Dynastie der Sasaniden, die den heutigen Iran und Irak beherrschten, wurde nach dem Tod seines Vaters Hormizd II. und heftiger Kämpfe um den Thron angeblich schon im Mutterleib zum Großkönig gekrönt. Die Regierungsgeschäfte führten zunächst seine Mutter und mehrere Adelige, bevor Schapur im Alter von 16 Jahren tatsächlich die Macht übernahm. Eingang in die antike Geschichtsschreibung fand er vor allem durch mehrere erfolgreiche Kriege gegen die konkurrierende Großmacht des Römischen Reichs.

Autor: Johannes Preiser-Kapeller, Institut für Mittelalterforschung, Österreichische Akademie der Wissenschaften